Stellarkartographie
Voraussetzungen
Bevor wir beginnen können, uns der eigentlichen Star Trek Kartographie zu widmen und all die Bausteine, die uns in den Episoden und offiziellen Büchern gegeben werden, zu einem logischen Bild des Star Trek Universums zusammenzusetzen, gilt es noch zu klären, a) wie diese Bausteine aussehen und b) auf welche Weise wir diese zum Erreichen unseres Ziel verwenden können. In diesem Kapitel soll deshalb das "Handwerkszeug" festlegt werden, daß für die Kartographie im allgemeinen und die Star Trek Kartographie im speziellen notwendig ist.
Die Kartographie als ein wissenschaftliches Fachgebiet, daß auch in unserem heutigen Leben schon eine große Rolle spielt, setzt dabei vor allem Kenntnisse in der Mathematik, besonders der Trigonometrie und Raumgeometrie, und in der Auswertung, Interpretation und Darstellung von großen Datenmengen voraus. Diese Grundvoraussetzungen gelten genauso auch für die Star Trek Kartographie, obwohl dieses "neue" Fachgebiet natürlich noch spezielle Anforderungen stellt. Die Anwendung grundsätzlicher wissenschaftlicher Methoden stellt aber auf jeden Fall die Basis für alle weitere Arbeit dar. In der heutigen Zeit können diese häufig automatisiert und sehr einfach mit dem Computer erledigt werden, aber auch die Verwendung ganz rudimentärer Mittel ist möglich. So verwendet zum Beispiel Rick Sternbach, Senior Illustrator und Technical Consultant von Star Trek: Voyager, kein hochkompliziertes 3D-Vektorzeichenprogramm o.ä. zum Berechnen des Kurses der Voyager, sondern zeichnet die Routenpunkte auf ganz gewöhnliches 11'x17' Millimeterpapier. Manchmal ist es in der Tat nützlich (vor allem bei Karten), sich etwas auf einem Stück Papier direkt vor Augen zu führen, doch soll in diesem Projekt so oft wie möglich auf die genauesten Methoden zurückgegriffen werden, also auf mathematische Berechnungen und elektronische Bild- und Datenverarbeitung.
Zu den weiteren Voraussetzungen gehört damit natürlich auch eine genaue Kenntnis der Datenbasis, die ausgewertet werden soll. Im Fall der Star Trek Kartographie ist dies die Kenntnis aller Star Trek Episoden, Filme und Bücher. Dies ist jedoch nur ein Teil der speziellen Anforderungen der Star Trek Kartographie. In der Tat spielt die Astronomie eine außerordentlich große Rolle, die nicht unterschätzt werden sollte. Letztendlich geht es in diesem Projekt nur um Astronomie, und wenn auch die Datenbasis fiktiv sein mag, so sind zu deren Verwendung neben den kartographischen vor allem astronomische Methoden notwendig. Neben astronomischem Material (Himmelskarten, astronomische Datentabellen usw.) schließt dies auch dreidimensionale Raumgeometrie und astronomische Berechnungen ein. Eine Gesamtdarstellung des für dieses Projekt notwendigen Materials - sowohl in Bezug auf Star Trek als auch die Astronomie - finden Sie in den Quellen. Aber auch das Projekt selbst bietet verschiedene, speziell auf für Star Trek Kartographie erstellte Tabellen und Datenzusammenstellungen, die für die weitere Arbeit nützlich sind. Sie sind im Bereich "Ressourcen" zusammengefaßt, während sie spezielle Algorithmen der Star Trek Kartographie als "Interaktive Programme" enthalten sind. Nach dieser allgemeinen Darstellung der notwendigen Mittel und Methoden sollen im folgenden nun die wichtigsten Aspekte der Star Trek Kartographie etwas genauer beleuchtet werden.
Entfernungen
Da uns bei Star Trek leider in den seltensten Fällen bereits fertige Karten zur Verfügung stehen und wenn, dann nur für einen von der Mission erforderten, winzigen Teil des Weltraums, aber nie vom gesamten erforschten Raum, muß meistens auf die kleinsten Bausteine der Star Trek Kartographie zurückgegriffen werden, mit denen das fertige Bild des Universums erst aufgebaut werden muß: die in den Episoden, Filmen und Büchern gegebenen Entfernungen. Haben wir eine genügend große Anzahl von Entfernungen gegegen, die in einem wechselseitigen Zusammenhang stehen (d.h. für jeden Ort muß eine Entfernung zu jedem anderen Ort bekannt sein), so läßt sich auf Basis dieser Entfernungen eine Karte erstellen.
Jedoch ist die Sache nicht ganz so einfach, da wir niemals diesen kompletten Satz von Entfernungen zur Verfügung haben und unser Wissen, bedingt durch die untergeordnete Rolle, die die Kartographie in Star Trek hat, immer lückenhaft ist. Mit einem solchen offenen Netz an Entfernungsangaben sind eindeutige Karten auf jeden Fall ausgeschlossen, so daß wir uns nur - wie schon in der Einführung erwähnt - auf Vermutungen, Spekulationen und logische Annahmen, der wohl zweitwichtigste Grundpfeiler der Star Trek Kartographie, stützen können und es akzeptieren müssen, das ein eindeutiges, nicht interpretationsfähiges Bild des Star Trek Universums niemals geben wird, auch wenn eines Tages z.B. ein offizielles technisches Handbuch eine der Möglichkeiten offiziell macht.
Die Verwendung von Entfernungen als Basis für die kartographische Arbeit wird noch dahingehend schwieriger gemacht, daß wir in den seltensten Fällen direkte Angaben zur Verfügung haben. Insgesamt können auf 4 verschiedene Arten Entfernungen aus den offiziellen Quellen (Episoden, Filme, Bücher, elektronische Medien) ermittelt werden, die im folgenden näher beleuchtet werden.
Das es sich bei dem Ziel gerade um einen "echten" Stern handelt, ist natürlich recht unwahrscheinlich, doch es ist schon ziemlich oft vorgekommen, vor allem in der klassischen Star Trek Serie. Insgesamt wurden bei Star Trek 34 Sterne im Dialog erwähnt bzw. waren teilweise sogar als Ort Bestandteil der Handlung. Ist die Möglichkeit tatsächlich gegeben, brauchen wir dann nur noch den Stern in einem Sternenatlas nachschlagen und finden hoffentlich eine Entfernungsangabe vor. Eine gewisse Unsicherheit bleibt aber, da leider aufgrund unterschiedlicher bzw. ungenauer Bestimmungsmethoden häufig immer immer noch keine Einigkeit über die exakte Entfernung einiger Sterne besteht.
Vor allem die am häufigsten eingesetzte Entfernungsbestimmung über die Sternenparallaxe (der Winkel, unter dem man von diesem Stern den Halbmesser der Erdbahn, d.h. den Abstand Erde-Sonne sehen würde) wird mit größer werdender Entfernung des Sterns immer ungenauer, bis die Fehlerabweichung die eigentlichen Entfernung übersteigt und die Messung somit nutzlos ist. Das große Problem hierbei ist, das bei der Parallaxenbestimmung mit herkömmlichen, erdgebundenen Teleskope große Fehlerabweichungen schon bei geringen Entfernungen auftreten, da sie Winkel nur auf einige tausendstel Bogensekunden (") genau messen können: bei 30 ly 7%, bei 150 ly 35% und bei 350 ly sogar 70%.
Daß uns trotzdem für alle 35 Sterne um vieles genauere Entfernungen zur Verfügung stehen, haben wir ausschließlich der HIPPARCOS Mission zu verdanken, bei der von 1989 bis 1993 ein Satellit fern von den störenden Einflüssen der Erdatmosphärt die Entfernung zu den wichtigsten Sternen mit nie dagewesener Präzision gemessen hat. Seit 1997 steht der HIPPARCOS Katalog zur Verfügung, aus dem die Entfernungen aller in diesem Projekt aufgelisteten realen Sterne stammen.
Es kommt ziemlich selten vor, daß bei Star Trek onscreen Karten von bestimmten Gebieten der Galaxis zu sehen sind, und so gut wie nie, daß wir eine Gesamtkarte zu Gesicht bekommen. Häufig besteht auch das Problem, daß die Karten - meistens auf Computerbildschirmen zu sehen - viel zu klein, undeutlich und verschwommen sind, als daß sie von praktischen Nutzen wären. Nichtsdestotrotz gibt es doch eine beachtliche Anzahl an uns bekannten Karten aus Star Trek: Voyager, Star Trek: Deep Space Nine sowie aus offiziellen Dokumentationen wie dem ST:DS9, die wir für die kartographische Auswertung verwenden können. Das eigentliche Nachmessen von Entfernungen gestaltet sich recht problemlos, jedoch gibt es gewisse Einschränkungen und Hürden, die vorher erst zu nehmen sind. Grundsätzlich können wir nur Entfernungen nachmessen, wenn wir das Pixel-Lichtjahre-Verhältnis der Karte kennen. Diesen können wir aus dem Maßstab der Karte berechnen. Damit scheidet bereits ein Großteil der uns zur Verfügung stehenden Karten aus, denn die wenigsten geben einen Maßstab an. Bisher ist dies nur bei den im ST:DS9 TM enthaltenen Karten der Fall. Hier haben wir ausdrücklich in den Karten einen Meßbalken enthalten, mit dessen Hilfe wir die gewünschte Entfernung recht einfach berechnen können. Mit dem Lineal und einem Taschenrechner geht das sicher am schnellsten, doch für wirklich 100% genaue Ergebnisse sollte die gewünschte Karte möglichst verzerrungsfrei eingescannt und dann mit einem Bildbearbeitungsprogramm die einzelnen Abstände nachgemessen werden. Am einfachsten ist dies in einem Programm, daß die Länge von Linien angeben kann, doch leider haben diese nützliche Funktion die meisten Bildbearbeitungsprogramme nicht. Also benötigen sie noch einen Taschenrechner, um über rechtwinklige Dreiecke die Abstände berechnen zu können.
Enthalten die Karten keinerlei Maßstabsangabe, gibt es trotzdem manchmal noch eine Chance, das Pixel-Lichtjahre-Verhältnis herauszubekommen, nämlich immer dann, wenn Strecken in der Karte enthalten sind, deren Länge bereits bekannt ist.
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