Fiktion und Wirklichkeit

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Version vom 3. Dezember 2005, 06:50 Uhr von Craig Armstrong (Diskussion | Beiträge)

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Aus Geschichte und Science Fiction wird Realität

"STAR TREK" ist die Auseinandersetzung mit der Maschinentechnologie, wie sie uns im Zeitalter der Großraum-Flugzeuge, der Kernkraftwerke, der Supertanker, aber auch der Space Shuttle konfrontiert.", sagte 1980 der Leiter des NASA-Programmes zur Industrialisierung des Weltraums, der Wissenschaftler Jesco von Puttkamer, der auch als Berater für "STAR TREK - The movie" (dt. Titel "STAR TREK - Der Film") tätig war. Er sieht die Menschen in ihrem Bemühen, die Zukunft in den gedanklichen Griff zu bekommen, mit zwei heißen Themen ringen. Einmal die Sorge um die Technologie und welche Rolle sie in unserer Kultur heute und morgen spielen werde. Es stelle sich die Frage, ob sich unsere Zivilisation eine Todesfalle bauen werde, aus der es eines Tages kein Entrinnen mehr geben werde, nur weil wir uns zu abhängig von der Technologie gemacht haben könnten. Wir könnten jedoch auch ein Verhältnis mit den Maschinen eingehen, welches uns über uns selbst hinauswachsen lassen könnte. Eine andere Alternative wäre vielleicht sogar eine Symbiose mit der Technik, eine Art Partnerschaft. Die zweite Thematik ist ein ethischer Fragenkomplex, nämlich der nach unserer Rolle im Universum. Es stelle sich die Frage nach unserer eigenen Rolle im Universum, dem menschlichen Bewußtsein und wofür wir es haben. Sind wir alleine im All und müssen uns trotz unseres Wissens immer wieder im Dunkeln herumtasten? Vielleicht ist aber auch unsere menschliche Konzeption die von Gottsuchenden, die immer auf der Suche nach einer Antwort sind, wobei wir mit unseren Satelliten, Instrumenten und Raumsonden immer weiter von unserem Sonnensystem weg in den Weltraum hinaustasten, nur um neue himmlische Wunder wie Quasare, Pulsare und Schwarze Löcher zu entdecken. Doch je mehr wir über das Universum und seine Entstehung wissen, desto größer und komplexer werden unsere Fragen und somit auch unser Gottbegriff.

Oft kann man sich fragen, ob nicht vielleicht die Ideen von Science Fiction dazu beitragen, die Zukunft, die sie beschreibt, zu schaffen. Vieles weist darauf hin, ob es nun die Atombombe ist, die viele Autoren schon lange vor ihrem Bau beschrieben, Jule Vernes Unterseeboote, H.G. Wells Panzer, Aldous Huxleys euphorisierende Drogen oder überhaupt die ersten Schritte auf dem Mond.

Die Wissenschaft dient mit ihren technischen Errungenschaften häufig nur dazu, Spannung innerhalb von Science Fiction zu erzeugen. Dieses geht dann aus der Zukunft gesehen recht albern aus. Jedoch gibt es auch Ideen, die zwar heute noch irreal erscheinen, mit denen sich die Wissenschaft schon heute beschäftigt. Hierzu gehören die Ideen der Zeitreise, von Reisen durch den Hyperraum, Ideen von parallel existierenden Universen, überlichtschnellen Antrieben (z.B. der Warpantrieb der Enterprise) oder Ideen über die Erzeugung von Klones.

Ein wichtiger Bestandteil der Serie ist der wissenschaftliche Realismus von STAR TREK. Firmen die sich um diesen Realismus bemühen sind unter anderem die RAND Corporation und die NASA. Ebenso die Boeing Corporation, das Enterprise Institute, Rockwell International, Apple Computer, UC Irvine, YPS und McDonnell Douglas.

Einer der Regisseure, Marc Daniels, berichtete, daß während der Dreharbeiten Mitarbeiter der NASA ab und zu ins Studio kamen, um Roddenberry darüber auszufragen, woher er über bestimmte medizinische Projekte gewußt habe, denn man arbeite doch erst an diesen basalen wissenschaftlichen Theorien. Leider kannte niemand diese Theorien - Roddenberry hatte sich die ""Technologien" nur ausgedacht.


Star Trek im täglichen Gebrauch

Beispiele für Ideen, die durch STAR TREK bestärkt oder sogar angetrieben wurden finden sich in vielfältiger Hinsicht.

  • Die US-Army gestaltete ihre Hospitalbetten nach dem ergonomischen Design der Betten auf der Krankenstation der Enterprise NCC 1701. ,
  • Spocks "Computer discs" nahmen schon die 3 1/2 ‘' Diskette vorweg, ca. 15 Jahre vor Ihrer Zeit.
  • Todesstrahlen waren lange Zeit nicht salonfähig, da sie in Science Fiction Romanen benutzt wurden. Erst als 1960 der erste Laserstrahl vorgeführt wurde, fing man an, zu glauben, daß diese Art von Strahlen etwas ausrichten könnten, doch weigerte man sich auch weiterhin zu glauben, daß Laserstrahlen jemals eine tödliche Wirkung erzielen könnten. Spätestens seit der Entwicklung des Star War Programms unter Ronald Reagan, einem satellitengestützten Verteidigungsprogramms, welches mit Hilfe von Laserstrahlen land- und seegestützte Nuklearrakten, die die USA angreifen, zerstören kann, weiß man, daß Laserstrahlen durchaus zerstören können. STAR TREK Classic nahm die Entwicklung des Lasers als Waffe voraus. Aber anstelle von Laserwaffen entwickelte das STAR TREK Universum Phaserwaffen, wobei Phaser ein Akronym für PHASen-Energie-Rektifizierung, also eine Richtenergiewaffe, ist. Phaser können in der Welt von STAR TREK sowohl betäuben als auch töten.
  • Die weibliche Stimme des Bordcomputers hilft, das Schiff (im Englischen "she") zu Vermenschlichen und hilft, die Angst vor der gigantischen Maschinerie der Technik abzubauen. In vielen Einrichtungen unserer Tage haben weibliche Stimmen in Bordcomputern ihren Platz gefunden. Sie beraten an Terminals, nennen in Bussen und Bahnen die Bahnhöfe und ... führen durch die virtuelle Enterprise.
  • Der Kommunikator scheint eine Vorwegnahme des Handys unserer Tage zu sein. Als der Kommunikator 1964 zum ersten Mal "erfunden" wurde, schien er unglaublich kompakt und ziemlich fortschrittlich. Wenige hätten damals vermutet, daß STAR TREK noch immer im Fernsehen laufen würde, wenn es tragbare Telephone gäbe, die dieselbe Größe (oder Winzigkeit) wie die Original-Requisiten hätten. Heutige Handys sind sogar schon bei weitem kleiner als die Original-Requisiten, so daß man sagen kann, daß vielleicht auch schon bald die Kommunikatoren aus der Serie STAR TREK - The Next Generation als überholt gelten werden. Die Entwicklung geht in diese Richtung, denn die Firma Motorola hat vor kurzem ein Handy mit dem Namen "STAR TAC" auf den Markt gebracht, für das die Kommunikatoren der STAR TREK Classic Serie tatsächlich im Design Vorbild waren. Der Name alleine spricht Bände für sich, denn schon die homonyme Verbindung zwischen "STAR TREK" und "STAR TAC" zeigt, wie stark diese Serie unsere Gesellschaft schon geprägt hat.
  • Der Raketenanzug von Mr. Spock aus dem Film STAR TREK - Der Film, der es erlaubt im luftleeren, schwerelosen Raum mit Hilfe einer kleinen Antriebseinheit zu arbeiten und zu manövrieren, und die heutigen Space Shuttle MMUs´ (Manned Maneuvering Units) die mit EMUs´ (Extravehicular Mobility Units) eine Einheit ergeben, ähneln einander sehr stark.
  • Auch der Trikorder der STAR TREK Serien ist zum Teil schon Realität geworden. Trikorder hatte sich Gene Roddenberry nicht vor den Jahr 2300 erträumt. Ein Trikorder ist nach der Definition der offizieller STAR TREK Enzyklopädie "ein multifunktionelles wissenschaftliches und technisches Gerät. Dieses handliche Instrument beinhaltet Sensoren und Aufnahmegeräte in einem komfortablen, tragbaren Format. [...] Spezielle Trikorder sind für Techniker, Wissenschaftler und Mediziner vorhanden." Die kanadische Firma Vital Technologies hat jetzt ihren "Tricorder Mark 1" zum Preis von 400 US $ auf den Markt gebracht. Dieser reale Trikorder vereint Uhr, Kalender, Barometer und Thermometer und dient weiterhin dazu, Licht, Farben, Strahlung und den Gesundheitszustand von Pflanzen zu messen.
  • Auch der bei STAR TREK von Anfang an gezeigte Einsatz von Computer-Netzwerken ist mittlerweile Realität geworden. In den 60ger Jahren ging man noch offiziell davon aus, daß Netzwerke für eine weltweite Kommunikation nicht einsetzbar wären, da sie viel zu teuer und spezialisiert waren. Das erste Computernetzwerk Ende der 60ger Jahre war das ARPANET, ein militärisch genutztes Netzwerk der Amerikaner, das den Zweck hatte, die US-amerikanischen Nuklearkräfte auch dann noch gegen den Feind zu senden, wenn dieser den nuklearen Erstschlag geführt hätte. Durch viele voneinander unabhängige aber dennoch miteinander verbundene Rechner war dieses Ziel möglich. Kurze Zeit später in den 70gern wurde es den amerikanischen Universitäten erlaubt, dieses Netz ebenfalls für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen. Die Benutzeroberfläche war damals unglaublich spezialisiert und nur von Experten nutzbar. Doch aus diesem Netzwerk ging unser heutiges Internet hervor, welches heute rund 35 Millionen Rechner von Firmen, Einrichtungen, Regierungen und Privatleuten miteinander verbindet. Die graphischen Benutzeroberflächen, die wir derzeit nutzen und die uns das Internet-Surfen erleichtern sind übrigens erst vier Jahre alt. Daher wird es interessant sein, wann der Bordcomputer und die Netzwerke von STAR TREK volle Realität sein werden.

Computer sind ein sehr wichtiger Bestandteil von STAR TREK. 1946 wurde der erste funktionstüchtige elektronische Rechner der Welt, der ENIAC mit 18.000 Röhren, fertiggestellt. Von den Röhren war der nächste Schritt zu den Transistoren, so daß ab 1971 die Intel Corporation begann, Mikrocomputer in Serie herzustellen. Heute werden Mikrocomputer in Uhren Taschenrechnern, Kassen, Waagen, Fernsehern, Kaffeemaschinen, Autos, Navigationsinstrumenten, Waffensystemen - kurz im ganzen Leben eingesetzt. Für Science Fiction Autoren war es seit der Erfindung von ENIAC natürlich ein leichtes, sich bessere, leistungsfähigere Rechner vorzustellen.

Die Enterprise selber hatte seit der STAR TREK Classic Serie einen Bordcomputer, der mit der Crew kommunizieren konnte. Dieses System wird für die U.S.S. Enterprise NCC 1701 D aus der Serie STAR TREK - The Next Generation wie folgt beschrieben:

"Der Hauptcomputer der Enterprise ist wahrscheinlich das wichtigste einzelne Operationselement des Raumschiffs nach der Besatzung. Der Computer kann mit dem autonomen Nervensystem eines Lebewesens verglichen werden und ist in gewisser Weise für das Funktionieren fast aller anderen Systeme des Schiffs verantwortlich. Das Interface zwischen dem Hauptcomputer und der Besatzung bildet die Software des Zugriffs- und Abfragesystems des Bibliothekscomputers (normalerweise ZASBC abgekürzt). Das ZASBC-Interface ermöglicht einen Zugriff über Tastatur oder verbal, da es hochentwickelte KI-Routinen [ KI = Künstliche Intelligenz ] und einen graphischen Anzeigeaufbau für möglichst einfache Bedienung durch die Besatzung beinhaltet."

Die Konstrukteure der U.S.S. Enterprise NCC 1701 D geben zu, daß die Technik der Computersysteme dieses Schiffes gemessen an den Maßstäben der Computeranforderungen des 20. Jahrhunderts überwältigend ist. Sie sagen aber auch, daß die Geschichte der Computertechnologie gezeigt hat, daß immer, wenn ein schnellerer, stärkerer Computer auf den Markt kam, nützliche Applikationen sehr schnell gefolgt sind, um von den neuen Maschinen zu profitieren, was wiederum die Computerkonstrukteure angespornt hat, noch leistungsfähigere Computer zu bauen. Die Konstrukteure der NCC 1701 D hoffen, daß solche Trends wie die Technologie von STAR TREK bewirken werden, enorm leistungsfähige Computer zu bauen, die mithelfen werden, die Lebensqualität signifikant zu verbessern. Die verbale Steuerung von PCs ist auch schon kein Problem mehr. Rechner mit einem Wortschatz von mehreren tausend Worten können schon die wichtigsten Befehle ausführen und Texte aufnehmen, die nicht über die Tastatur sondern über ein Mikrophon eingegeben worden sind.

Mittlerweile arbeiten diverse Teams von Wissenschaftlern an der Entwicklung von KI. Hierbei werden u.a. Roboter entwickelt, wie sie auch schon auf der Enterprise der STAR TREK Classic zu sehen waren, Industrie- und Waffenroboter wie sie heute schon eingesetzt werden. Der einzige Roboter, der hierbei noch nicht gebaut werden konnte, ist der Androide DATA aus STAR TREK - The Next Generation, ein kybernetischer Organismus mit einem positronischen Gehirn in menschlicher Gestalt. Ein positronisches Gehirn ist in der Welt von STAR TREK ein hochentwickeltes Computergerät, das den Zerfall von Positronen zur Erstellung von raffinierten neuralen Netzwerken nutzt. Die wirkliche Idee zu einem solchen Gerät wurde erstmals von Isaac Assimov postuliert. Positronische Datenberechnung ist zwar noch reine Hypothese, Positronen existieren jedoch wirklich. Sie sind subatomare Partikel, die normalen Elektronen fast vollständig gleichen, aber entgegengesetzte elektromagnetische Eigenschaften besitzen. Ein Elektron hat eine negative Ladung und ein Positron eine positive. Positronen waren die ersten bekannten Antimaterie-Partikel, die im Labor untersucht wurden.

Auch die Thematik des Terraformings wird im zweiten STAR TREK Film "STAR TREK II - The Wrath Of Khan" (dt. Titel "STAR TREK II - Der Zorn des Khan") und in der Folge Nr. 18, "Home soil" (dt. Titel "Ein Planet wehrt sich") von STAR TREK - The Next Generation angesprochen. Terraforming bedeutet, mit Hilfe der Technik, ganze Planetenoberflächen so zu verändern, daß vorher unbewohnbare Planeten besiedelt werden können. Diese Thematik ist nicht neu, denn sie wurde schon 1930 von Stapeldon in seinem Roman "Die ersten und die letzten Menschen" angewandt, um die Venus bewohnbar zu machen. Jetzt jedoch, da die "Pathfinder-Mission" auf dem Mars erfolgreich ist, werden von der NASA die offiziellen Pläne zum Terraformen des Mars veröffentlicht. Mit großen Solarkollektoren in der Umlaufbahn des Mars und über dessen Polen will man die vereisten Wasservorräte zum Schmelzen bringen, um so ein Klima, das für Menschen erträglich ist, zu schaffen. Diese Pläne sind definitiv für das erste Jahrhundert des nächsten Jahrtausend geplant.

Vielleicht ist ja auch eines Tages der Warpantrieb Realität. Prof. Dr. Stephen W. Hawking bemerkte 1993 beim Besuch der Paramount Studios lächelnd vor dem Modell des Warpantriebs, daß er daran arbeite.

Der Warpantrieb ist das Hauptantriebssystem, das von den meisten überlichtgeschwindigkeitsfähigen Raumschiffen im STAR TREK Universum benutzt wird. Der von der Föderation benutzte Warpantrieb beruht auf dem Prinzip der durch Dilitiumkristallen kontrollierten Vernichtung von Materie durch Antimaterie. So kommen die ungeheuren Kräfte zustande, die für den Warpraum und die Überlichtgeschwindigkeit notwendig sind. Antimaterie war bis zu seiner ersten "Herstellung" noch wissenschaftlich umstritten. Doch als 1981 das Kernforschungszentrum CERN in Genf anfing Antiprotonen zur Verwendung für Experimente herzustellen, ergab sich eine neue wissenschaftliche Sichtweise. Materie und Antimaterie reagieren miteinander indem sie sich gegenseitig vernichten wobei eine gigantische Energiemenge frei wird. Im Verhältnis zueinander entsprechen 100 % der Energie einer Reaktion aus Antimaterie 0,5 % der Energie der Explosion einer Wasserstoffbombe. Das bedeutet, daß auch hier die wissenschaftliche Realität die Ideen von STAR TREK überholt hat.

Die Fangemeinde von STAR TREK ist besonders unter Akademikern und Wissenschaftlern sehr hoch. Ein Indiz hierfür ist ein Brief von Wissenschaftlern, den Gene Roddenberry einmal erhielt. Sie beanstandeten, daß in einer Folge von STAR TREK The Next Generation der Sternenhimmel über Frankreich zu sehen war, er jedoch im 24 Jahrhundert nicht die zu sehende Sternenkonstellation haben könne. Sie hatten sich so sehr mit der Serie beschäftigt, daß sie feststellen mußten, daß es dem wissenschaftlichen Hintergrund von STAR TREK nicht gerecht sein könnte, wenn solche Fehler passieren.

Was vielleicht in einigen Theorien der Kybernetik möglich wäre wird wohl "nach dem heutigen Stand der Wissenschaft" unmöglich bleiben: der Materietransport mittels eines Transporters. Als literarisches Mittel sind sie wohl bestens geeignet, Ortswechsel ohne großen Aufwand herbeizuführen, jedoch werden wir wohl niemals in der Realität den Befehl: "Scotty - energize!" hören ... oder vielleicht doch?

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